Eislöwen-Legenden zu Gast am Sonntag
Am vergangenen Montag vor 30 Jahren, dem 23.Oktober 1993 erfolgte die Wiedergeburt des leistungsorientierten Eishockeysports in unserer Stadt. Mit einem deutlichen 8:1-Auftakterfolg in der zum vierten Mal nach der politischen Wende ausgetragenen Sachsenmeisterschaft gegen den Titelverteidiger Motor Bad Muskau wurde eine neue Ära eingeläutet. Im Programmheft „Schlagschuß“ hieß es: „…es ist wieder soweit. Nach 23 Jahren Mauerblümchendasein wollen die Puckjäger von der Elbe zu neuen Ufern aufbrechen. Dank der Initiative von einigen Eishockeyenthusiasten und sportbegeisterten Sponsoren ist es gelungen, innerhalb weniger Monate eine neue leistungsstarke Männermannschaft zu formieren.“ Knapp 800 Zuschauer kamen wieder zu einem Meisterschaftsspiel ins Stadion und in den Spielunterbrechungen wurde erstmalig Musik wie „Go West…“ eingespielt. Auf der alten Spieluhr drehten sich noch richtige Minuten- und Sekundenzeiger…
Natürlich wurde Eishockey auch zuvor schon in Dresden gespielt. Jedoch ab der Streichung der Fördermittel für diese Sportart durch die damalige Sportführung der DDR (September 1970) nicht mehr als Leistungssport. In Dresden vorerst nur noch hobbymäßig und ab der 1980-er Jahre auf Volkssportbasis. So wanderte das Eishockey nach der Auflösung beim SC Einheit zur BSG Kraftverkehr Dresden. Die neue „Eissporthalle Pieschener Allee“ wurde 1972 ohne die Eishockeyspieler eingeweiht. Meisterschaftsspiele für die BSG-Mannschaften gab es im Rahmen der sogenannten DDR-Bestenermittlung. Die Austragung erfolgte in Turnierform und fand mit nur lediglich drei Spielen pro Mannschaft an jeweils einem langen Wochenende im Februar oder März statt. „KvD“ nahm ab 1982/83 siebenmal daran teil und zehrte sportlich vom einstigen Spielerkader der früheren Oberliga- und Jugendmannschaft.
Nach der politischen Wende 1989/90 war dann die Eishockeymannschaft wieder im Sportklub willkommen. Der hieß inzwischen ESC Dresden und vereinte die Eissportarten Eiskunstlauf und den sehr erfolgreichen Eisschnelllauf des SC Einheit in sich. Nach 39-jähriger „Unterbrechung“ gab es ab 1991 wieder eine Sachsenmeisterschaft im Eishockey. Dabei kam der ESCD in Abwesenheit von Weißwasser (1./2.Bundesliga) und Crimmitschau (Bayernliga) nur auf den enttäuschenden Plätzen vier (1991), drei (1992) und vier (1993) ein.
Was tun ?
Die Lösung lag plötzlich und unerwartet auf dem Tisch. Eddy Gern, ein sportbegeisterter Unternehmer (Firma „Bulltherm“) aus den Altbundesländern hatte das ESCD-Team gesehen und bot völlig überraschend ein konkretes und beachtliches Sponsoring an: „Wir verstehen uns als Vorreiter. Hoffen, dass weitere Sponsoren einsteigen….Dresden braucht einfach wieder Spitzen-Eishockey“. Diese Chance ergriffen zu Jahresbeginn 1993 mit Dr. Rainer Mund, Karl-Heinz Domschke, Steffen Hofmann und Sven Rohrbach vier leidenschaftliche Eishockey-Liebhaber. Sie gründeten die „Initiativgruppe EISHOCKEY 2000“ und wollten das Dresdner Eishockey bis zum „Millennium“ in die Bundesliga führen. Visionen kann man schon mal haben….Ermutigt hatte sie auch der großartige Besuch von 2.000 Zuschauern beim Benefizspiel gegen die Bundesligamannschaft vom ES Weißwasser zugunsten des neuen Dresdner Nachwuchses im Jahr zuvor.
In ausschließlich ehrenamtlicher und aufopferungsvoller Arbeit organisierten sie weitere Sponsoren und stellten zu Beginn des Spieljahres 1993/94 eine neue, wieder leistungsorientierte Mannschaft zusammen. Wichtig für die Identität dieser Mannschaft: Sie setzte sich zur Hälfte noch aus Dresdner Spielern zusammen. Und die alten Haudegen aus den 1960-er Jahren sahen ihr Engagement belohnt, das Eishockey in Dresden am Leben zu erhalten. So nahm von da an die gute Eishockey-Sache ihren erfolgreichen Lauf. Der nächste große Meilenstein folgte 1999 mit der Eingliederung des ESCD in den überregionalen DEB-Spielbereich. Heute spielen die EISLÖWEN im mittlerweile 25. Jahr professionelles Eishockey und sind deutschlandweit eine bekannte und gute Adresse.
Aus Anlass dieses 30-jährigen Jubiläums wird die vierköpfige „Initiativgruppe EISHOCKEY 2000“ am Sonntag gegen Regensburg das Ehrenbully ausführen. Weitere verdienstvolle Mitstreiter „dieser ersten Stunde“ des Neubeginns nehmen auf der Tribüne Platz:
-die beiden Trainer Christian Domschke und Stefan Berger
-von den Spielern der damalige Publikumsliebling Rene „Susi“ Kraske und älteste Spieler Wolfgang Kühne
-der Präsident Dr.Wilfried Jelinek
-aus dem Kampfgericht Bernd Gerber, der noch immer aktiv ist
-der Firmeninhaber von Heide-Säfte Tino Walcha, als einer der ersten Sponsoren
-stellvertretend für alle: mit Andreas Fiedler und Torsten Laetsch zwei Fans der ersten Stunden
Verhindert sind Michael Göldner, der damalige sehr engagierte und ideenreiche Abteilungsleiter sowie die ersten „Kontingent“-Spieler aus Litvinov Torwart Viktor Lukes (aktuell im Trainer-Staff beim HC Vera Litvinov) und die beiden Stürmer Tomas Mares (aktuell Trainer beim HC Stadion Cheb und noch immer auf Platz 4 der ewigen Dresdner Scorer-Wertung für Pflichtspiele) und Jan Pejsa. Leider auch nicht mehr dabei der viel zu früh verstorbene „HJG“ Hans-Jürgen Gansauge (†2022), der nachfolgend über 21 Jahre die Stimme im Stadion war.
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Karl-Heinz Domschke